Freitag, 26. Mai 2017

Träumend im Sage Canyon/Colorado...

Die Reise begann bereits eine ganze Weile vorher, ihr besonderes Feld zu weben - im Jahre 2014 auf meiner Visionssuche in Amerika. Damals lernte ich die Seelenzentrierte Traumarbeit am eigenen Leib kennen und war tief beeindruckt, welche Erfahrungs- und Entfaltungsräume sich in mir öffneten. Das wollte ich lernen. Unbedingt! 

Als ich nun im Februar hörte, dass auf der eigentlich ausgebuchten Weiterbildung im Mai gerade ein Platz frei geworden war und ich außerdem erfuhr, dass Sabina (KLICK) noch nicht sagen kann, ob sie eine ähnliche Weiterbildung jemals wieder anbieten wird, hatte ich meine Entscheidung bereits getroffen. Und wie es immer dann ist, wenn das Leben etwas für uns vorgesehen hat, passte meine Urlaubsplanung zeitlich perfekt zum Zeitpunkt des Seminars.

Ich schrieb ja bereits, dass ich recht angestrengt und erschöpft, sozusagen an der Grenze meiner Belastbarkeit unterwegs war. Deshalb beschloss ich auch, vorher keine anderen Naturparks zu besuchen, sondern gleich in den Sage Canyon zu reisen, um dort in der Natur in mir anzukommen. Und das war gut so. 

Ich schlief die Zeit über im zauberhaften Hideout Canyon in einem kleinen, von duftendem Wacholder umgebenen Tipi.


Aus dem geöffneten Tipi schaute ich auf die Felsen des Canyons und den Ruheplatz eines Murmeltieres, das sich immer mal wieder in dem Schatten der kleinen Kiefer niederließ. 


Und überhaupt waren die Tiere auf meiner Reise wieder sehr präsent. Sie zeigten mir ihre vielfältigen Spuren...



...ich hielt mehrfach Zwiesprache mit einem Kaninchen, sah einem Vogelpärchen bei wildem Vogelalarm zu und wurde Zeugin, wie die beiden einen Ringtail (KLICK) verjagten. So eindrücklich, wie sie ihr Gelege verteidigten! Ein Kardinalvogel (KLICK) nahm beinahe am Seminar teil. Er umschwirrte uns den ganzen Vormittag und turnte in seinem leuchtend roten Federkleid in den grünen Bäumen umher, unter denen wir saßen und uns gegenseitig coachten. Vermutlich bringt er die Seelenzentrierte Traumarbeit nun seinen gefiederten Verwandten bei. ;)


Ein großer blauer, ganz geheimnisvoll anmutender Vogel weckte mich, als ich im Canyon im Schatten eines alten Wacholderbaumes schlief. Er war nur einen Meter von meinem Gesicht entfernt und machte solange Krawall, bis ich erwachte. Ein kleiner Baumfalke fing Singvögel, die ihn an Körpergröße übertrafen, Kanada-Gänse (KLICK) lebten dort und zogen morgens und abends lautstark über den Fluss. Das Murmeltier im Hideout Canyon war fast zutraulich. Immer wieder schauten wir einander in die Augen. Überhaupt war spürbar, dass den Tieren an diesem Ort durch Menschen kein Leid geschieht. Ich beobachtete graue Eichhörnchen und allerliebste Streifenhörnchen. Greifvögel kreisten majestätisch am blauen Himmel. Die kleinen Eidechsen und ganz bunte größere Echsen beeindruckten mich mit ihrer Wendigkeit ebenso wie mit ihrer Fähigkeit, lange auf einer Stelle zu verharren. 


Zwei meiner schönsten Begegnungen hatte ich mit einem Kolibri. Einmal besuchte mich einer sogar IM Tipi, schwirrte auf der Stelle vor meinem roten Rucksack umher. Ein anderes Mal stand er mit seinen fast mechanisch anmutenden Flügelgeräuschen direkt vor meiner Nase in der Luft. Was er mir wohl sagen wollte? (das lizenzfreie Foto ist nicht von mir...)




Aber auch die Wacholderbäume, die Baumwollbäume mit dem Gesang des Windes in ihren Kronen und ihren weißen fliegenden Flöckchen, die intensiv duftenden Salbei-Büsche, die Kakteen in ihrer gerade beginnenden Blütezeit...



...die auf dem Wüstenboden blühenden und auf der sandig-trockenen Erde fast unwirklich wirkenden Blumen, die ginsterähnlichen blühenden, so stark und wunderbar duftenden Büsche...


...die Berge und Felsen... 





...der farbige Sand und die soooo bunten Steine im Canyon berührten mich tief und wisperten mir ihre Geschichten von Größe und Winzigkeit, Raum und Vielfalt, Beschränkung und Fülle, Seelengeschenken und Farbenpracht, Einzigartigkeit und gleichzeitig verbundener Verwandtschaft mitten in mein Herz.


Allein dafür hatte sich die weite Reise bereits gelohnt, aber sie sollte noch reichhaltiger werden. Obwohl mir dieses Land unbekannt hätte sein müssen, war es mir so vertraut, als sei ich dort beheimatet. Oder fühle ich mich dann so beheimatet, wenn ich in mir zu Hause bin? Und in welchen Situationen verliere ich dieses Gefühl?


Am Morgen nach der ersten Nacht - die Gruppe traf erst später ein - lud Sabina mich zu einem Stille-Spaziergang in den Graveyard Canyon ein und zeigte mir einen Ausschnitt des von ihr behüteten Landstriches. Sie kehrte dann zurück in ihr Cliff-Häuschen und ich ging weiter, verließ das trockene Flussbett und stieg auf den Berg hinauf. Dort folgte ich erst den spärlichen Menschen- und dann den Pferdespuren und war lange davon überzeugt, dass Sabina sie bei ihrem vortägigen Ausritt hinterlassen hatte. Irgendwann wurde mir jedoch klar, dass ich mich irren musste. Und noch ein wenig später wusste ich ganz sicher, dass ich mich ver-irrt hatte. Die Sonne war gestiegen und brannte nun vom Himmelszelt. Ich war auf einen kleinen Spaziergang eingestellt und hatte deshalb nur einen Liter Wasser dabei. Mit der plötzlichen Erkenntnis stieg Angst in mir auf, ich könnte in einem der vielen Seitencanyons verloren gehen, keinen Rückweg finden, womöglich sogar verdursten... Mein Kopf malte sich diverse Szenarien aus. Beunruhigend waren sie alle. Das Gefühl wühlte bedrohlich in meinen Eingeweiden. Dort, wo ich unterwegs war, gab es kein Mobilfunknetz. Davon abgesehen funktionierte mein Handy im Indianerland ohnehin nicht. Auch spürte ich, das ich eine Flachländerin bin und es mir in der Höhe unbehaglich wurde. Inzwischen ging es auf Mittag zu und war richtig heiß geworden. Ich war bald sehr durstig, traute mich aber kaum, mehr als ein paar Schluck Wasser zu trinken, da ich nicht wusste, wie lange es noch reichen musste. Die Landschaft wirkte auf mein in dieser Gegend ungeübtes Auge überall ähnlich. Als meine Angst größer wurde, setzte ich mich unter einen Wacholder in den Schatten, fühlte und atmete, bis sich der tobende Sturm in meinem Inneren wieder beruhigt hatte. Dann beschloss ich, weiterhin den Pferdespuren zu folgen und ganz bewusst ins Vertrauen zu gehen und mich der inneren Führung zu überlassen, denn ein Umkehren hätte sehr lange gedauert. Und ich verließ mich darauf, dass es mir genau dort, wo die Pferde den Berg hinaufgekommen waren, auch möglich sein würde, vom Berg wieder herunterzusteigen. Bis es so weit war, dauerte es jedoch noch. Irgendwann fiel mein Blick auf meinen Schatten und die mitten in ihm wachsenden leuchtend gelben Blumen. Ich war so berührt und ergriffen und verstand das Bild sofort. Es sollte mich daran erinnern, wie sehr es sich lohnt, mich meiner Angst und meinem Schatten zuzuwenden und die darin verborgenen Schätze zu heben...


Eine Begegnung jagte mir hingegen einen besonderen Schrecken ein - ich traf auf eine große,  armdicke, schwarz-gelbe Schlange. Sie lag ganz still und züngelte. Ich erstarrte innerlich und zog mich mit pochendem Herzen gaaanz langsam zurück. 
(Edit: Es war vermutlich eine ungiftige Bullennatter. KLICK, die zu den Klapperschlangennachahmern gehört.) 
Kurz darauf sah ich in der Ferne im Tal eine Straße, darauf fuhr ein Auto. Was dieser Anblick für mich bedeutete, lässt sich vielleicht nachvollziehen - Zivilisation... Es dauerte zwar noch ein wenig und ich musste beunruhigenderweise Privatland - No trespassing! - durchqueren, kam aber irgendwann und ohne Zwischenfälle auf die Straße, hielt das nächste Auto an und heulte vor Erleichterung erstmal los. In meinem Bröckchenenglisch erzählte ich dem Fahrer, was mir passiert war. Er ließ mich mit seinem Handy Sabina anrufen, so dass ich ihr auf die Mailbox sprechen konnte und setzte mich ein paar hundert Meter weiter am Eingang zum Sand-Canyon ab. Zu diesem Zeitpunkt war mein kindlicher Anteil, der sich in der Wildnis ausgesetzt und verloren gefühlt hatte, sehr präsent und wollte nur noch "gerettet werden". Etwas später war ich wieder mehr in meiner Mitte und mein erwachsenes Ich übernahm die Führung. Eine freundliche Frau ließ mich ebenfalls mit ihrem Handy telefonieren und wieder sprach ich Sabina auf die Mailbox, beruhigte sie und sagte, es sei alles wieder in Ordnung und ich würde jetzt zurückfinden. Vom Sand-Canyon nahmen mich später drei Frauen auf der Straße Richtung Cortez ein ganzes Stück mit, bis ich eine Wegmarke erkannte, dadurch wieder wusste, wo ich mich befand und nach einem weiteren Fußmarsch endlich wieder im Sage Canyon ankam. Aus dem geplanten kleinen Morgenspaziergang war eine über fünfstündige Wanderung und eine große Innenreise geworden.

Ich glaube ja daran, dass ALLES, was mir im Leben geschieht, SINNhaft ist. Für mich bieten Erfahrungen und ganz besonders auch die herausfordernden Begebenheiten immer die Chance zum Lernen und Wachsen. Wenn ich gerade ein Tief durchlebe, falle ich durchaus aus meiner Mitte und habe es zwar nicht so präsent, aber rückblickend bewahrheitet es sich.

Und so war auch diese Begegnung mit meiner Angst und all die verschiedenen Phasen, die ich durchlebt hatte, die passende Vorbereitung auf die Traumarbeit. Für mich ging es auch in der Traumarbeit darum, meiner Angst wirklich zu begegnen, ihr nicht auszuweichen, sondern stattdessen hineinzugehen, hindurchzuschwimmen und in einem ganz neuen, viel weiteren Raum wieder aufzutauchen. Das war und ist keinesfalls leicht für mich, sondern mit einigen inneren Widerständen und Ausweichmanövern des egos verbunden. Passend zu meinem Erleben fallen mir die Worte von Selma Lagerlöf ein: "Kurz bevor die Sonne aufgeht, ist die Nacht am dunkelsten." In der Arbeit mit meinem Traumfragment hat sich das genau so angefühlt. 

Obwohl sich der besondere Schatz der Seelenzentrierten Traumarbeit mit Worten nur schwer vermitteln, sondern viel besser am eigenen Leib und ganz praktisch erfahren lässt, will ich versuchen, mit wenigen Worten die Qualität und Essenz einzufangen. Ein ganz zentraler Unterschied zu anders gearteter Traumarbeit wird in folgender Aussage deutlich:  

Nicht WIR arbeiten mit dem Traum, sondern wir erlauben dem Traum, AN UNS zu arbeiten. Dabei gehen wir davon aus, dass jeder Traum unterstützende Wachstumsimpulse unserer Seele beinhaltet. Das große Ziel ist auch hier die Weiterentwicklung in Richtung Ganzheit - zu unserem eigenen Wohle und dem der anderen Menschen und Erdgeschöpfe gleichermaßen.

Auch wenn es sich für unseren klugen Kopf ganz eigentümlich anfühlen kann, geht es nicht darum, den Traum zu verstehen oder zu deuten, sondern es ist eher Aufgabe des Traumes und der SZ-Traumarbeit, das, was der kluge Kopf und mit ihm das ego glauben, nach und nach aufzuweichen, starre Grenzen flexibler, durchlässiger und weiter werden zu lassen, damit die Seelenimpulse uns auch tatsächlich erreichen können. Ich habe übrigens die gesamte Zeit in diversen Coachings (mit einer Ausnahme, in der ich mich einem Wiederholungstraum aus meiner Kindheit zuwandte) mit nur EINEM Traumfragment gearbeitet und eine Vielfalt erlebt, die mich sehr überrascht hat. Egal, von welchem Traumzipfel aus ich - mit Unterstützung meines jeweiligen Coaches - hineingegangen bin, immer hieß das Thema für mich, ausgetretene Pfade zu verlassen und trotz meiner Ängste einen weiteren größeren, lebendigeren und vielfältigeren Raum zu betreten. Und das hat gerade ganz viel mit meiner momentanen Lebenssituation zu tun. Ja, ich darf das Alte verabschieden und das Neue willkommen heißen... Und wenn mein liebes kleines ego auch noch so sehr umherzappelt, geht kein Weg daran vorbei. 

Ich freue mich sehr darauf, die so unterstützende Seelenzentrierte Traumarbeit anzuwenden und in der Praxis des Seelenzentrierten Coachings einzusetzen!

Mein Blogpost ist laaaaang geworden und soll mir dabei helfen, meine Erfahrungen zu integrieren. Und trotz der Länge erzählt er nur von einem kleinen Bruchteil meiner Eindrücke und Begegnungen. Obwohl ich noch kein Wort über die überall präsenten ursprünglichen BewohnerInnen dieses Landstriches verlor...



...noch nichts über die tiefe, offene, freie, berührbare, authentische, sangesfreudige und humorvolle Gruppe der zwölf weiblichen Träumlinge und Coaches und meinen Wunsch, noch öfter Teil dieses Kreises zu sein, erzählte, auch noch nicht von Sabinas Organisation, diesem logistischen Wunderwerk und dem inhaltlich so reichhaltigen und stimmigen Traumseminar schwärmte, die heilsame Begegnung mit Walking Thunder, einer Medizinfrau der Diné (Navajo) und ihrer Heilkunst in Form von Sandbildern noch nicht einmal erwähnte, endet mein Blogpost hier mit einigen losen Enden, an die das Leben gern anknüpfen darf.

Am letzten Morgen fand ich drei Federn auf der roten Erde. Ich nahm sie als Abschiedsgeschenk der Gefiederten, ließ eine Räucherung und ein Lied im Canyon zurück und sage auch hier DANKE!

Für alles...




Vertraue Deinen Träumen - bezweifle Deine Zweifel!
Trust your dreams - doubt your doubts!
Sabina Wyss

Sonntag, 7. Mai 2017

Der wilde Mai...

...ist nun schon eine Woche alt und zeigte mir zuallererst mal meine Grenzen auf. Mein Kalender ist gerade sehr voll und das nicht erst seit ein paar Wochen, sondern schon seit einigen Monaten. Und nun hätte es mich fast ausgehebelt, so dass ich mir eine Woche Ruhe gönnen musste/durfte.

Anzeichen für das Erreichen meines persönlichen Limits sind kleinere Unfälle. Ich stoße mich dann ständig, stolpere und stürze, laufe gegen Türklinken oder Wände, vergesse, was ich gerade tun wollte. Häufig fallen mir auch Dinge aus der Hand, als hätte die Erdanziehungskraft zugenommen. Ich verlege meinen Autoschlüssel, die Geldbörse oder meine Lesebrille... All das ist sozusagen der erhobene Zeigefinder des Lebens, der mir sagt: "Achtung! Komm' jetzt SOFORT zur Ruhe und gehe ENDLICH in die Stille!" Wenn ich das beachte, ist bald alles wieder in Ordnung. Falls ich darüber hinweggehen sollte, was ich als Grünschnäbelin durchaus getan habe, schickt mir das Leben noch deutlichere Zeichen, die dann Hexenschuss oder Autounfall heißen. Soweit musste es jedoch nicht kommen. 

Ich tat, was mir in solchen Situationen besonders gut hilft, mich zu zentrieren und zurück in meine Mitte zu kommen - ich filzte ein Blütenmandala. Dieses hier ist inzwischen auf einen runden Keilrahmen mit 90 cm Durchmesser aufgezogen und strahlt und leuchtet vor sich hin.



Ich beschloss, auch meinen Geburtstag zweisam mit Rainer zu begehen und meinen Kindern, Schwestern, Eltern, FreundInnen mitzuteilen, dass ich in diesem Jahr nicht feiern werde. Auch das war gut so. Nachmittags kam mein Tochterkind mit ihrem Pflegling, dem 5 Tage jungen Gösselchen Frieda, auf eine Umarmung, einen Kaffee und eine Geschenkübergabe vorbei. So war es schön!


Wenn ich mir die Natur im Mai so ansehe, dann sprießt es allerorts mit einer solchen Kraft und Geschwindigkeit, dass mir fast schwindelig wird. Auch darin erkenne ich mich wieder - in diesem so unbändigen Wachstum. 

In dieser Zeit verspeise ich zu gern Herzen. Die Lindenblätterherzen schmecken wunderbar...


...und die herzigen Ulmen-Nüsschen erst. Köstlich!


Gerade noch beglückte das satte Löwenzahngelb meine Augen...



...da findet schon der Wandel zur Pusteblume statt. 
 

Ich liebe Pusteblumen und noch einmal mehr, seit ich in einer meiner Draußenzeiten einen Pusteblumentraum träumte. Den erzähle ich, wenn ich aus Amerika zurück bin. Am Dienstag früh geht mein Flug von Hamburg mit zwei Umstiegen bis nach Durango/Colorado. Dort im Sage Canyon werde ich ein Seminar zur Seelenzentrierten Traumarbeit besuchen. 

Noch einen schönen Mai wünsche ich Dir!